Bürgermeister:in-Wahl in Lübeck: Die Kandidat:innen im Queer-Check!

Bürgermeisterwahl Lübeck 2023 Kandidaten ÜberblickLübeck wählt eine(n) neue(n) Bürgermeister:in. Am Sonntag, 5. November, sind alle wahlberechtigten Lübecker:innen aufgerufen, an die Wahlurnen zu treten. Den amtierenden Verwaltungschef Jan Lindenau (SPD) werden dann vier Mitbewerber:innen herausfordern. Out in Lübeck hat alle Kandidat:innen zu ihren Standpunkten befragt – mit Fokus auf dem queeren Leben in der Hansestadt. Wir stellen die Kandidat:innen vor und veröffentlichen die Interviews im Überblick. Der Fairness halber ist die Reihenfolge nach Nachnamen sortiert. Wir haben die Interviews lediglich korrekturgelesen, inhaltlich aber nicht verändert.

Sophie Bachmann, Einzelbewerber:in

Sophie Bachmann, Kandidatin Bürgermeisterwahl Lübeck 2023Name, Geburtsdatum: Sophie Bachmann, *15.3.1988
Erlernter Beruf: Psychologin
Vorsitzende foodsharing Lübeck e.V.
Familienstand: ledig
Sexuelle Identifizierung: Sie/She, Bi-sexuell
Hobbys: Lebensmittel retten, singen, Fahrrad fahren, lesen, Streifzüge durch die Natur

 

Out in Lübeck: Liebe(r) Kandidat:in, Hand aufs Herz: Wie liberal sind Sie wirklich?
Sophie Bachmann: Ich halte mich selbst für sehr liberal. Ich vertrete die Ansicht, dass wir ein offenes Lübeck brauchen, in dem sich alle Menschen frei entfalten können, unabhängig von ihrem Geschlecht und ihrer sexuellen Orientierung, aber auch unabhängig von ihrer ethnischen Herkunft, Religion, Weltanschauung oder Behinderung. Ich toleriere keine Form von Diskriminierung. Mein Ziel ist eine Gesellschaft, in der wir in unserer Liebe frei sein können. Damit wir lieben können wen und wie wir wollen. Ich selbst definiere mich als bi-sexuell und begreife mich damit auch als stolzes Mitglied der queeren Community in Lübeck.

Warum möchten Sie Bürgermeister:in in Lübeck werden?
Ich möchte Bürgermeisterin in Lübeck werden, weil es in der Geschichte der Stadt Lübeck schon 228 männliche Bürgermeister in Lübeck gab, aber noch niemals eine Frau. Als Spitze der Stadtverwaltung möchte ich mich mit offenem Herzen für ein soziales und umweltbewusstes Lübeck engagieren, in dem alle Menschen Achtung erfahren und niemand Unrecht erleiden muss. Ich stelle mir ein Miteinander der Vielfalt vor, in dem nicht die Angst vor dem Unbekannten bestimmt, sondern die Neugier auf neue Erfahrungen und neue Sichtweisen.

Was wissen Sie wirklich über die queere Community der Hansestadt Lübeck?
Ich weiß, dass wir in Lübeck das Glück haben, einen sehr engagierten CSD e.V. zu haben, der jährlich die wundervolle Lübeck Pride organisiert. Neben dem CSD finden weitere queere Veranstaltungen statt, wie Partys, Stammtische für lesbische und schwule, Bi-, Trans.*- und Inter* – sexuelle Menschen und Regenbogenfamilien, Lesungen, Vorträge, Workshops, Filmvorführungen und Gedenkfeiern. Das Hissen der Regenbogen-Flaggen vor dem Rathaus ist für mich jedes Jahr ein Highlight und ich schätze es sehr, dass Lübeck sein Engagement für Vielfalt auf diese Art und Weise ausdrückt. Außerdem freue ich mich, dass die Beratungsstelle NaSowas, der lambda:nord e.V. und SCHLAU Beratung für queere Personen anbieten und einen wertvollen Beitrag für die Sichtbarmachung des queeren Lebens in Lübeck leisten. Mit der Gründung des queeren Jugendzentrums am Pferdemarkt ist nun ein zentraler Anlaufpunkt für queere Jugendliche geschaffen worden, der im nächsten Jahr auch eine Aufstockung seines Budgets erhält. Darüber freue ich mich sehr und danke allen Menschen herzlich, die sich für das queere Leben in Lübeck stark machen.

Wie wichtig sind für Sie die Belange queerer Menschen in Lübeck?
Mir sind die Belange queerer Menschen in Lübeck sehr wichtig. Dazu gehört die Überzeugung, dass jeder queere Mensch in Lübeck ein Geschenk für die Gesellschaft der Stadt ist und die Stadt vielfältiger macht. Niemand darf ausgelacht oder ausgegrenzt werden. Ich wünsche mir noch mehr Sichtbarkeit von queeren Menschen und das Abbauen von Vorurteilen. Dazu bedarf es meiner Meinung nach noch mehr Aufklärungsarbeit an Schulen und die Sensibilisierung von Lehrkräften und Schulsozialarbeiter:innen für die spezifischen Herausforderungen, die mit einem queeren Leben einhergehen.

Ganz konkret: Was wird sich für queere Menschen in Lübeck ändern, wenn Sie Bürgermeister:in werden?
Eine queere Bürgermeisterin ist ein Symbol für alle queeren Menschen, die in Lübeck leben. Ein Symbol dafür, dass queer-sein kein unüberwindbares Hindernis oder ein menschlicher Makel ist, sondern etwas, auf das man stolz sein kann. Besonders Kinder und Jugendliche sollen alle Förderung und Unterstützung bekommen, die sie benötigen. Deshalb möchte ich, dass die queere Jugendarbeit in Lübeck mit einem ausreichenden Budget ausgestattet ist. Eine Erweiterung des Angebotes für Menschen über 27 Jahre ist sinnvoll, hierfür möchte ich mich einsetzen. Seit Schließung des Chapeau Claques in der Hartengrube gibt es in Lübeck leider keine „Szene-Bar“ mehr. Ein Engagement in solch eine Richtung möchte ich gerne unterstützen.

Wie wollen Sie queere Menschen in Lübeck gegen Gewalt und Diskriminierung schützen?
Ich wünsche mir eine:n Diskriminierungsbeauftragte:n in Lübeck. Leider habe ich selbst schon Diskriminierung, Ausgrenzung und Belästigung erfahren und fühlte mich damit teilweise allein gelassen. Diese Person könnte mit Betroffenen sprechen, aber auch mit Vertreter:innen der Organisation, in der die Gewalt oder die Diskriminierung stattgefunden hat und Ratschläge für die Aufarbeitung geben, aber auch Präventionsmaßnahmen empfehlen. Es braucht innerhalb der Stadtverwaltung klare Leitlinien mit Handlungsanweisungen zum Schutzverhalten und deutliche Konsequenzen für Täter:innen.

Gendern Sie privat?
Ich gendere mit dem Doppelpunkt. Bei der Auswahl meiner bisherigen Arbeitgeber:innen war mir das Gendern wichtig und auch innerhalb der Organisation foodsharing wird das Gendern empfohlen. Wenn ich Bürgermeisterin bin, feiere ich weiterhin den Doppelpunkt, der in der Stadtverwaltung eingeführt wurde. Ich verstehe das Gendern als Sichtbarmachung aller Geschlechter innerhalb unserer Sprache. Da Sprache (meiner Meinung nach) ein Spiegelbild der Wirklichkeit ist, wird durch das Gendern niemand sprachlich ausgegrenzt.

Waren Sie schon einmal auf dem CSD? Wie war das für Sie?
Ich bin IMMER auf dem CSD, ich liebe ihn. Alles bunt, tolle Stimmung, einfach Lebensfreude. Beim nächsten Mal möchte ich gerne ein Einhorn-Kostüm.

 

Uwe Effenberger, Einzelbewerber:in

Uwe Effenberg, Kandidat Bürgermeisterwahl Lübeck 2023 Name, Geburtsdatum: Uwe Effenberger, 02.11.1963
Erlernter Beruf: Freiberuflicher Projektmanager
Familienstand: verheiratet
Sexuelle Identifizierung: Hetero
Hobbys: Spazierengehen

Out in Lübeck: Liebe(r) Kandidat:in, Hand aufs Herz: Wie liberal sind Sie wirklich?
Uwe Effenberger: Ich stehe für eine weltoffene und tolerante Stadt, in der die Ehe für alle und Gleichstellung selbstverständlich sind.

Warum möchten Sie Bürgermeister:in in Lübeck werden?
Weil ich mich schon oft über Entscheidungen und Maßnahmen der Hansestadt Lübeck geärgert habe. Deshalb möchte ich jetzt selbst einmal die Entwicklung und die Zukunft der Stadt mitgestalten. Und gerade als parteiloser Bürgermeister kann ich wirklich die Interessen aller Bürgerinnen und Bürger vertreten. Und muss mich an keine Parteirichtung oder Ideologie halten.

Was wissen Sie wirklich über die queere Community der Hansestadt Lübeck?
Wenig, weil ich mit dieser Community noch keine Kontakte hatte.

Wie wichtig sind für Sie die Belange queerer Menschen in Lübeck?
Um die Belange queerer Menschen in Lübeck erfolgreich anzugehen, wäre es für mich wichtig, mit den queeren Menschen in einen Dialog zu treten, um deren spezifischen Bedürfnisse zu verstehen und Lösungen zu entwickeln.

Ganz konkret: Was wird sich für queere Menschen in Lübeck ändern, wenn Sie Bürgermeister:in werden?
Siehe vorherige Antwort.

Wie wollen Sie queere Menschen in Lübeck gegen Gewalt oder Diskriminierung schützen?
Generell ist es mir ein Anliegen, allen Bürgerinnen und Bürgern eine sichere Stadt zu bieten. Zusammen mit der örtlichen Polizei würde ich sicherstellen, dass Hassverbrechen konsequent verfolgt und bekämpft werden.

Gendern Sie privat? Falls ja: warum? Falls nein: warum nicht?
Nein, denn ich respektiere grundsätzlich jeden Menschen.

Waren Sie schon einmal auf dem CSD? Wie war das für Sie?
Ja, öfter schon. War immer sehr bunt und sehr friedvoll. Tolle Atmosphäre!

 

Dr. Axel Flasbarth, Bündnis 90/Grüne

Axel Flasbarth, Kandidat Bürgermeisterwahl Lübeck 2023Name, Geburtsdatum: Axel Flasbarth, geboren am 01.02.1972
Erlernter Beruf: Volkswirt
Familienstand: Verheiratet, 1 Kind
Sexuelle Identifizierung: Heterosexuell
Hobbys: Politik, Joggen, Garten

Out in Lübeck: Liebe(r) Kandidat:in, Hand aufs Herz: Wie liberal sind Sie wirklich?
Dr. Axel Flasbarth: Ich bin liberal in dem Sinne, dass ich Freiheit, Gleichheit und Selbstbestimmung für jeden Menschen, unabhängig von Geschlecht, Sexualität, Herkunft oder Identität, zutiefst wertschätze und fördere. Diese Grundsätze sind fest in meinen politischen Überzeugungen und Handlungen verankert. Als Mitglied und Kandidat von Bündnis 90/Die Grünen gehöre ich bewusst einer Partei an, die Antidiskriminierung und Freiheitsrechte für jeden Menschen in ihren Grundfesten verankert hat.

Warum möchten Sie Bürgermeister:in in Lübeck werden?
Ich möchte Bürgermeister werden, damit Lübeck vorankommt. Lübeck ist eine wunderschöne Stadt und hat viele Potentiale, aber aktuell wird sie unter ihren Möglichkeiten regiert. Das will ich ändern – von Klimaschutz, Mobilität, über soziale Gerechtigkeit, Schulen, Digitalisierung und KiTas bis hin zur Wirtschaftspolitik will ich Schwung reinbringen und ein lebenswertes, ökologisches, soziales Lübeck für alle schaffen! Dabei ist es mir sehr wichtig, eine Stadt zu gestalten, die offen, tolerant und stolz auf ihre Diversität ist.

Was wissen Sie wirklich über die queere Community der Hansestadt Lübeck?
In meiner politischen Arbeit in der Lübecker Bürgerschaftsfraktion der Grünen sind wir in regem Austausch mit Akteur*innen der queeren Community in Lübeck. Erst kürzlich in der Haushaltssitzung waren wir es, die eine Stärkung der queeren Jugendarbeit in Lübeck beantragt und durchgesetzt haben, sodass bei Lambda Nord eine weitere Stelle für Aufklärungsarbeit und Sensibilisierung an Schulen finanziert werden kann! Da ich mich selbst nicht zur queeren Community zähle, bekomme ich das queere Leben in Lübeck nicht hautnah mit, aber es gibt auch neben meiner Bürgerschaftsarbeit immer wieder Anknüpfungspunkte wie z.B. den CSD, wo ich in Kontakt komme und mich sehr darüber freue.

Wie wichtig sind für Sie die Belange queerer Menschen in Lübeck?
Essentiell! Denn unsere Gesellschaft ist geschlechtlich und sexuell vielfältig und jede*r einzelne hat das Recht auf individuelle Entfaltung frei von Angst vor Gewalt oder Diskriminierung. Auch die Herausforderungen, vor denen queere Menschen im gesellschaftlichen Alltag stehen, und ihre Bedürfnisse und Sorgen sind vielfältig. Sie erleben immer wieder spezifische Diskriminierung bis hin zur Gewalt. Ich möchte die queere Community in Lübeck stärken, schützen und ein wertschätzendes Bewusstsein für die besonderen Bedürfnisse queerer Menschen schaffen. Ich werde mich für die gleichberechtigte Teilhabe queerer Menschen einsetzen und Queerpolitik als festen Bestandteil meiner politischen Arbeit als Bürgermeister begreifen.

Ganz konkret: Was wird sich für queere Menschen in Lübeck ändern, wenn Sie Bürgermeister:in werden?
Bereits zum CSD habe ich eine Reihe von Forderungen für queere Menschen aufgestellt, die ich als Bürgermeister vertrete: Ich fordere eine*n Vielfaltsbeauftragte*n in der städtischen Verwaltung. Wünschenswert sind Fortbildungen und eine damit einhergehende Sensibilisierung für Mitarbeiter*innen der öffentlichen Verwaltung und städtischen Einrichtungen im Bereich der geschlechtlichen Vielfalt. Ich will insbesondere an Schulen queere Öffentlichkeits- und Aufklärungsarbeit verstärken. Und wie oben beschrieben, haben wir gerade beschlossen, hiermit bereits im kommenden Jahr zu starten. Das Beratungsangebot für queere Menschen jeden Alters möchte ich ausbauen, verstärkt auch für queere Menschen ab 30 Jahre bis ins hohe Alter. Für ältere queere Menschen, die ein besonders hohes Risiko für Einsamkeit aufweisen, werde ich in einem Pilotprojekt queere Gemeinschaftswohnkonzepte erproben. Für eine gleichberechtigte, queerfreundliche Infrastruktur in Lübeck fordere ich das Bereitstellen weiterer Unisex-Toiletten und die Verwendung geschlechtsgerechter Beschilderungen im öffentliche Raum. Wenn ich Bürgermeister werde, werde ich aktiv mit der queeren Community zusammenarbeiten, um sicherzustellen, dass ihre Bedürfnisse und Anliegen angemessen berücksichtigt werden.

Wie wollen Sie queere Menschen in Lübeck gegen Gewalt oder Diskriminierung schützen?
Schutz vor Gewalt und Diskriminierung ist fundamental und leider für viele queere Menschen noch keine Selbstverständlichkeit. Ich werde eine Null-Toleranz-Politik gegenüber Hassverbrechen verfolgen und eng mit der Polizei, Strafverfolgungsbehörden und queeren Organisationen zusammenarbeiten, um präventive Maßnahmen und Unterstützungsangebote zu entwickeln und zu stärken. Dabei muss es auch darum gehen, Angriffe unterhalb der Strafbarkeitsgrenze zu verhindern. Queere Menschen möchte ich unterstützen und empowern, solche Angriffe und Diskriminierungen anzuprangern und sichtbar zu machen. Innerhalb der Verwaltung wird dies Aufgabe der/s von mir zu schaffenden Vielfaltsbeauftragte*n sein.

Gendern Sie privat? Falls ja: warum? Falls nein: warum nicht?
Ich verwende selbstverständlich geschlechtergerechte Sprache sowohl in der politischen Kommunikation als auch privat, weil Sprache Macht hat und unsere Wahrnehmung prägt. Durch Gendern möchte ich zu einer gleichberechtigten und inklusiven Gesellschaft beitragen, in der sich alle repräsentiert fühlen.

Waren Sie schon einmal auf dem CSD? Wie war das für Sie?
Ich habe bereits an vielen CSD-Veranstaltungen in mehreren Städten teilgenommen und empfinde es jedes Mal als Bereicherung. Es ist inspirierend und motivierend zu sehen, wie das ein Ort der Gemeinschaft und für viele Menschen ein SafeSpace darstellt. Es erinnert uns alle daran, jeden Tag – nicht nur am CSD – für ein tolerantes, sicheres und vielfältiges Lübeck zu kämpfen!

 

Jan Lindenau, SPD

Jan Lindenau, Kandidat Bürgermeisterwahl Lübeck 2023Name, Geburtsdatum: Jan Lindenau, geb. 14.06.1979
Erlernter Beruf: Bankkaufmann
Derzeit tätig als: Bürgermeister
Familienstand: verheiratet
Sexuelle Identifizierung: heterosexuell
Hobbys: Circus (habe eine große Circussammlung)

Out in Lübeck: Liebe(r) Kandidat:in, Hand aufs Herz: Wie liberal sind Sie wirklich?
Jan Lindenau: Mir ist eine Stadt, ein Land, eine Gesellschaft wichtig, in der jede:r ihr/sein Leben frei und unbeschwert leben kann. Mir sind Ziele wie der Gleichheit vor dem Gesetz, Freiheit, Sicherheit, Solidarität und Gerechtigkeit wichtig. Meines Erachtens bin ich ein liberaler, offener und toleranter Mensch.

Warum möchten Sie Bürgermeister:in in Lübeck werden?
Ich möchte Bürgermeister bleiben 😊 Das Leben der Lübecker:innen jeden Tag ein bisschen besser zu machen, das war und bleibt mein Ziel. Als Bürgermeister, der mit Leidenschaft, Herzblut und Verstand die Zukunft der Menschen fest im Blick hat, möchte ich zusammen mit den Menschen in der Stadt weitere 6 Jahre die Stadt gestalten. Mit ihnen möchte ich an einer Stadt bauen, in der soziale Verantwortung und wirtschaftliche Vernunft das Fundament einer lebenswerten, offenen Gesellschaft bilden. Für mich ist Lübeck nicht nur eine Aufgabe, sondern eine Herzensangelegenheit. Lübeck ist meine Geburtsstadt. Ich bin der Auffassung, dass ich in den letzten Jahren bereits viel erreicht habe, aber ich habe noch mehr vor.

Was wissen Sie wirklich über die queere Community der Hansestadt Lübeck?
Mir ist bekannt, dass wir eine sehr engagierte queere Community in der Hansestadt haben. Das wird nicht nur dadurch deutlich, dass sich Menschen im Lübecker CSD e.V. engagieren, die mit dem CSD eine der größten politischen Veranstaltungen im Norden durchführen, sondern auch durch Aktionen wie die Erinnerungskultur mit dem Denkmal für im Nationalsozialismus verfolgte Homosexuelle. Mit lambda::nord ist es in den letzten Jahren gelungen, Informations- und Beratungsangebote für Jugendliche in Lübeck aufzubauen. Aber auch Initiativen und Veranstaltungen wie queere Lesungen oder das Queer Cinema machen die Lübecker Community aus.

Wie wichtig sind für Sie die Belange queerer Menschen in Lübeck?
Mir sind die Belange aller Menschen in Lübeck wichtig. Alle Menschen schließt queere Menschen automatisch mit ein. Ein Bürgermeister sollte für alle Menschen in der Stadt ein offenes Ohr haben. Dabei gilt es die Bedürfnisse der Menschen anzuerkennen und ihnen Wertschätzung entgegenzubringen – unabhängig von Geschlecht und geschlechtlicher Identität, Nationalität, ethnischer Herkunft, Religion oder Weltanschauung, Behinderung, Alter, sexueller Orientierung und Identität.

Ganz konkret: Was wird sich für queere Menschen in Lübeck ändern, wenn Sie Bürgermeister:in werden?
Ich möchte den Weg weiter gehen, den ich in den letzten Jahren befördert habe. Zum Beispiel die Umsetzung der „Charta der Vielfalt“ bei der Hansestadt Lübeck mit dem Ziel, ein Arbeitsumfeld zu schaffen, das frei von Vorurteilen ist. Alle Mitarbeitenden sollen Wertschätzung erfahren – unabhängig von Geschlecht und geschlechtlicher Identität. Hierzu starten wir Kampagnen wie zuletzt „So vielfältig wie das Leben unserer Mitarbeitenden, so vielfältig sind auch unsere Jobs.“ oder „Liebe ist wunderbar“. Ich möchte Mitarbeitende der Stadtverwaltung in LSBTI*-sensibler Kommunikation weiter schulen, die Beratungsstelle für sexuelle Gesundheit im Gesundheitsamt und die Lübecker AIDS-Hilfe weiter unterstützen, die kultursensible Pflege und die Regenbogenpflege in unseren kommunalen Senior:inneneinrichtungen ausbauen und Initiativen wie lambda::nord weiterhin unterstützen. Einen Aktionsplan Queer für Lübeck sollten wir gemeinsam aufstellen.

Wie wollen Sie queere Menschen in Lübeck gegen Gewalt oder Diskriminierung schützen?
In erster Linie gilt es dazu beizutragen, eine offene Gesellschaft zu befördern, wo alle hinsehen und nicht wegsehen, wenn Menschen von Gewalt oder Diskriminierung bedroht sind. Und es ist wichtig Haltung zu zeigen, dass wir Gewalt und Diskriminierung in Lübeck nicht dulden. Hier beziehe ich immer wieder auch öffentlich Position. Deshalb habe ich auch direkt beim Bürgermeister die Anlaufstelle Diskriminierung in der Hansestadt Lübeck geschaffen, damit Vorfälle gemeldet werden und wir den Meldungen nachgehen können. Und wenn nötig, müssen Vorfälle angezeigt werden, damit Polizei und Justiz tätig werden können.

Gendern Sie privat? Falls ja: warum? Falls nein: warum nicht?
Ich mache da keinen Unterscheid ob ich privat oder beruflich geschlechtergerechte Sprache anwende. Ich wende geschlechtergerechte Sprache an, weil ich möchte, dass sich alle angesprochen fühlen und Sprache niemanden ausgrenzt. Sprache kann somit auch die Gleichberechtigung von Menschen unterstützen.

Waren Sie schon einmal auf dem CSD? Wie war das für Sie?
Ja, jährlich. Seit ich Bürgermeister der Hansestadt Lübeck bin, habe ich gerne jedes Jahr die Schirmherrschaft für den Lübecker CSD übernommen. Ich bin bei Podiumsdiskussionen dabei, fahre auch auf einem Wagen mit oder stehe für Gespräche am Infostand auf dem Markt-/Straßenfest zur Verfügung. Für mich ist der CSD in Lübeck zu einer echten Institution geworden, auf dem man die ganze Vielfalt und Offenheit der Stadt erleben kann. Da reden wir nicht nur über Weltoffenheit und Toleranz – da wird diese sichtbar gelebt. Das freut mich jedes Jahr aufs Neue.

 

Melanie Puschaddel-Freitag, CDU

Melanie Puschaddel-Freitag, Kandidat Bürgermeisterwahl Lübeck 2023Name, Geburtsdatum: Melanie Puschaddel-Freitag, 49 Jahre
Erlernter Beruf: Landesbeamtin im gehobenen Dienst
Familienstand: verheiratet, drei Kinder
Sexuelle Identifizierung: heterosexuell
Hobbys: lesen und Yoga

Out in Lübeck: Liebe(r) Kandidat:in, Hand aufs Herz: Wie liberal sind Sie wirklich?
Melanie Puschaddel-Freitag: Freunde bezeichnen mich als sehr liberal und empathisch. Mir persönlich ist es wichtig, dass jeder so leben kann, wie es den eigenen Vorlieben entspricht, außer man begeht eine Straftat. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass ich auch mit meinen Werten akzeptiert werden möchte.

Warum möchten Sie Bürgermeister:in in Lübeck werden?
Lübeck liegt mir sehr am Herzen, da ich in Lübeck geboren und aufgewachsen bin. Ich habe ein abgeschlossenes Verwaltungsstudium und arbeite seit über zwanzig Jahren im Verwaltungsbereich. Des weiteren bin ich schon über dreißig Jahre politisch aktiv. Gerade die Verwaltungserfahrung ist für mich eine sehr wichtige Voraussetzung, um das Bürgermeisteramt gut ausführen zu können.

Was wissen Sie wirklich über die queere Community der Hansestadt Lübeck?
Leider weiß ich aktuell noch nicht sehr viel über die queere Community in Lübeck. Ich würde aber sehr gerne ins Gespräch kommen.

Wie wichtig sind für Sie die Belange queerer Menschen in Lübeck?
Für mich sind die Belange queerer Menschen genauso wichtig wie die Belange aller anderen Communitys.

Ganz konkret: Was wird sich für queere Menschen in Lübeck ändern, wenn Sie Bürgermeister:in werden?
Ich werde für alle Einwohnerinnen und Einwohner ein offenes Ohr haben. Als Bürgermeisterin würde ich natürlich auch mit der queeren Community  ins Gespräch kommen, um zu hören, welche Wünsche und Probleme es gibt und dann muss genau wie in allen anderen Bereichen geschaut werden, welche Maßnahmen konkret umsetzbar sind.

Wie wollen Sie queere Menschen in Lübeck gegen Gewalt oder Diskriminierung schützen?
Ich möchte den Kommunalen Ordnungsdienst stärken und sog. Angsträume in Lübeck entschärfen. Dafür möchte ich mir auch angucken, was  dazu in anderen Städten schon erfolgreich umgesetzt wird. Niemand soll aufgrund seines Lebenstils Angst haben müssen vor Gewalt und Diskriminierung.

Gendern Sie privat? Falls ja: warum? Falls nein: warum nicht?
Ich gendere privat nur, wenn ich weiß, dass es für mein Gegenüber wichtig ist.

Waren Sie schon einmal auf dem CSD? Wie war das für Sie?
Ich war mit einem befreundeten schwulen Pärchen auf dem CSD. Es war eine sehr bunte Vielfalt und strahlte viel Lebensfreude aus.

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