„The Boys in the Band“: Bewegende Netflix-Großproduktion

 

Der wichtigste queere Film des Jahres

Es ist der vielleicht wichtigste queere Film des Jahres, auf jeden Fall aber prominenteste: In der Netflix-Produktion „The Boys In The Band“ tritt die erste Reihe der schwulen Hollywood-Stars an. Mit dabei sind Jim Parsons („The Big Bang Theory“), Matt Bomer („White Collar“), Zachary Quinto („Star Trek“) und Charlie Carver („Desperate Housewifes“).

Eine Party eskaliert

New York City 1969: Eine Gruppe schwuler Männer trifft sich im Appartement von Michael (Jim Parsons), um dort den Geburtstag von Harold (Zachary Quinto) zu feiern. Dabei sind auch das angespannte Pärchen Larry und Hank (Andrew Rannells und Tuc Watkins), der leicht neurotische Donald (Matt Bomer), der überdrehte Emory (Robin de Jesús) und das Mauerblümchen Bernard (Michael Benjamin Washington). Als das Geburtstagskind völlig verspätet auftaucht und auch noch Michaels heterosexueller Freund Alan (Brian Hutchison) auftaucht, eskaliert die Party. Was als gemütliche Feier geplant war, gerät zur neurotischen Nabelschau mit Psychoterror…

Off-Broadway-Stück

„The Boys In The Band“ war eigentlich ein Theaterstück, das 1968 Off-Broadway uraufgeführt wurde. Für die damalige Zeit war die Darstellung von Homosexualität absolut gewagt. Viele Menschen rieten dem Autor Mart Crowley von der Veröffentlichung ab. Doch Crowley tat den mutigen Schritt, und die Produktion wurde zu einem Überraschungserfolg – und quasi zum Stonewall der Theaterwelt. Zwei Jahre später verfilmte der Regisseur William Friedkin („Der Exorzist“) das Stück, in Deutschland kam der Film unter dem unsäglichen Titel „Die Harten und die Zarten“ in die Kinos. 2018 schließlich wurde „The Boys in the Band“ wieder aufgeführt, dieses Mal am Broadway. Die gleiche Besetzung wie im neuen Film bevölkerte damals die Theaterbühne, die Produktion erhielt einen Tony, also den Theateroscar. Der Produzent Ryan Murphy („Pose“, „Hollywood“) regte schließlich eine Neuverfilmung an, mit dem schon erwähnten All-Star-Cast.

Lebenswirklichkeit schwuler Männer

„The Boys in the Band“ ist verfilmtes Theater – und so sieht der Netflix-Film auch über weite Strecken aus. Das Setting ist in erster Linie in ein gemütliches New Yorker Dachappartement, der Film erfüllt damit die Kriterien des Kammerspiels. Die Schauspieler gehen in ihren Rollen auf, die Parts sitzen offenbar noch von der Theaterproduktion. Jim Parsons und Zachary Quinto dominieren den Cast mit berührenden und bissigen Darstellungen. Was „The Boys In The Band“ aber wirklich bemerkenswert macht, ist der Einblick in die Lebenswirklichkeit schwuler Männer um 1970. Keiner der Protagonisten kann seine Homosexualität offen ausleben, es drohen Repressalien, Selbsthass macht sich breit in der New Yorker Szene. Was in den darauf folgenden 50 Jahren von den Kämpfern für queere Rechte erreicht wurde, ist hart erkämpft und keineswegs selbstverständlich.

Erinnerung an harte Kämpfe

„The Boys In The Band“ ist ein bewegender Reminder. Er erinnert daran, nicht alles Erkämpfte als gegeben hinzunehmen. Auch dann nicht, wenn sich schwules Leben für viele heute ganz anders anfühlt. „Wir alle können so viel bessere Menschen sein, wenn wir wissen, wo wir herkommen“, sagt Hauptdarsteller Jim Parsons in dem sehr sehenswerten Making Of, das auch bei Netflix läuft. 50 Jahre sind letzten Endes nur ein – schwuler – Wimpernschlag.

The Boys In The Band, ab 16 Jahren, 122 Minuten. Zu sehen nur auf Netflix.

 

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