Lübeck: Stolpersteine für verfolgte Homosexuelle verlegt

In Lübeck erinnern seit dieser Woche drei Stolpersteine an in der Nazizeit verfolgte Homosexuelle. Die Steine liegen in der Parkstraße und in der Antonistraße. Der Kölner Künstler Gunter Demnig, der sich die Stolpersteine ausgedacht hat, war persönlich zur Verlegung nach Lübeck gekommen.

Stolpersteine in der Parkstraße und in der Antonistraße

Freiherr Wolfgang von Czettritz und Neuhaus galt im Nationalsozialismus als entartet, als Volksschädling. Dabei war von Czettritz ein durchaus angesehenes Mitglieder der Lübecker Gesellschaft. Er war im Ersten Weltkrieg verwundet worden, war Kaufmann und Inhaber der Papierhandlung Sellshop & Co. in der Alsheide. Mit seiner Mutter lebte er in der Parkstraße 3, direkt am Stadtpark. Seine Verfehlung: von Czettritz liebte Männer. Deswegen wurde der damals 38-Jährige 1935 vom Landgericht Lübeck zu zwei Jahren Gefängnis. „Widernatürliche Unzucht“ lautete die Begründung. Es folgten unzählige weitere Verhaftungen und Verurteilungen. 1943 kam von Czettritz in das KZ Buchenwald, wo er nur wenige Tage später starb. Man vermutet, dass sich von Czettritz das Leben genommen hat.

Von den Nazis gefoltert

Der Lübecker Gastronom Fritz Schulze war seiner Zeit voraus. Er betrieb eine Schankwirtschaft in der Königstraße 73 und lebte mit seinem Partner Wilhelm Heick, der bei ihm als Kellner tätig war, zusammen in der Antonistraße 2. Jahrelang wurde Schulze von der Polizei erpresst und bedroht, seine eigene Mutter schließlich denunzierte Schulze, der gemeinsam mit seinem Freund 1937 verhaftet wurde. Es folgte eine tagelange Folter, bis die beiden ihr Verhältnis schließlich gestanden. Die beiden wurden verurteilt, Schulze wurde die Konzession für seine Gastwirtschaft entzogen. Nachdem er all seinen Besitz verloren hatte, wanderte Schulze schließlich nach Portugal aus. Wilhelm Heick zog später nach Timmendorfer Strand.

Heidemarie Kugler-Weiemann von der Initiative „Stolpersteine für Lübeck“, Christian Till vom Lübecker CSD-Verein und Stadtpräsidentin Gabriele Schopenhauer (v.li.) bei der Stolpersteinverlegung in der Parkstraße 3.

 

An Freiherr Wolfgang von Czettritz und Neuhaus erinnert nun ein Stolperstein in der Parkstraße 3. Zur Verlegung durch den Künstler Gunter Demnig war auch Stadtpräsidentin Gabriele Schopenhauer gekommen. „Wir müssen laut bleiben gegen die Feinde der Demokratie“, sagte Schopenhauer in einer Ansprache. Denn die Würde eines Menschen sei auch nach seinem Tode unantastbar. An das Schicksal von Fritz Schulze und Wilhelm Heick mahnen nun ebenfalls zwei Stolpersteine vor dem Haus in der Antonistraße 2.

Forschungen durch Historiker Christian Rathmer

An die Stolpersteinverlegung vorausgegangen waren Forschungen des Lübecker Historikers Christian Rathmer, die dieser im Auftrag des Lübecker CSD-Vereins durchgeführt hatte. Rathmer hat viele Schicksale homosexueller Lübecker Männer im Nationalsozialismus recherchieren können.

 

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